Wenn du merkst, dass du dich emotional oder psychisch durch deine Erfahrungen belastet fühlst, ist es wichtig, das nicht alleine mit dir ausmachen zu müssen. Hier findest du einen Überblick über verschiedene Möglichkeiten, dir Unterstützung zu suchen, um dich entlasten zu können.
Unterstützung in akuten Krisenmomenten
In diesem Artikel habe ich dir Möglichkeiten aufgezeigt, an die du dich in akuten Krisen wenden kannst. Wenn es dir gerade sehr schlecht geht, sind diese Angebote am besten für dich geeignet.
Wenn du dich telefonisch an jemanden wenden möchtest
Es gibt verschiedene telefonische Beratungsangebote, an die du dich bei emotionaler Belastung wenden kannst. Bei einigen kannst du direkt mit einer Person über deine Probleme sprechen, bei anderen kannst du die richtigen Beratungsmöglichkeiten in deiner Nähe finden.
Eine telefonische Beratung ist eine schnelle und einfache Möglichkeit, mit jemandem in Kontakt zu treten, wenn du Gewalt erfahren hast. Dabei kannst du selber entscheiden, über was du reden möchtest und musst nichts teilen, für das du dich noch nicht bereit fühlst. Du kannst dich damit erstmal komplett anonym, vertraulich und unverbindlich informieren, austauschen und beraten lassen.
Um erste Fragen klären zu können oder um eine örtliche Beratungsstelle zu finden, kannst du rund um die Uhr kostenlos beim Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen” unter der Nummer 116016 anrufen. Das Hilfetelefon ist ein bundesweites Angebot, bei dem du weder deinen Namen noch andere Angaben machen musst. Der Anruf erscheint auch nicht auf deiner Telefonrechnung. Außerdem wird über die Website des Hilfetelefons eine Beratung per Chat angeboten und du kannst auch per E-Mail beraten werden.
Für Männer gibt es das Hilfetelefon “Gewalt an Männern”, das du unter der Nummer 0800 1239900 Montags bis Donnerstags von 08:00 bis 20:00 Uhr und Freitags von 08:00 bis 15:00 erreichen kannst. Du kannst aber auch von Montags bis Donnerstags von 12:00 bis 15:00 und von 17:00 bis 19:00 Uhr über die Website eine Beratung per Chat in Anspruch nehmen. Auch über E-Mail ist das möglich.
Die Namen dieser Angebote sind leider immer noch binär gewählt, aber du bekommst hier natürlich auch Hilfe, wenn du dich nicht als Frau oder Mann identifizierst.
Das Hilfetelefon sexueller Missbrauch: kannst du Montags, Mittwochs und Freitags von 09:00 bis 14:00 und Dienstags und Donnerstags von 15:00 bis 20:00 unter der Nummer 0800 22 55 530 erreichen. Außerhalb der Öffnungszeiten kannst du über die Website eine Nachricht schreiben. Die Beratung ist kostenlos, anonym, in vielen Sprachen inklusive Gebärdensprache möglich.
Eins davon ist die Telefonseelsorge, die du rund um die Uhr kostenlos unter 0800 111 0 111 oder 0800 111 0 222 erreichen kannst. Die Telefonseelsorge ist ein allgemeines Angebot, das nicht auf Gewalterfahrungen spezialisiert ist, aber du kannst trotzdem offen und ehrlich mit jemandem darüber sprechen, was dich belastet.
Unterstützung durch Beratungsstellen, die auf Gewalterfahrungen spezialisiert sind
Weil deine emotionale Belastung mit Gewalt zusammenhängt, kann es sinnvoll sein, dich an spezialisierte Angebote zu wenden, die Situationen wie deine kennen. Die Menschen, die in diesen Beratungsstellen arbeiten, haben Erfahrung damit, wie sich Gewalterfahrungen emotional und psychisch auswirken können. Sie hören dir zu und bieten dir eine sichere Anlaufstelle, an die du dich immer wieder wenden kannst. Die Beratung ist fast immer kostenlos und in der Regel auch anonym möglich.
Beratungsstellen für Betroffene von Gewalt haben aber ganz unterschiedliche Schwerpunkte. Es bieten also nicht alle eine Beratung an, bei der es speziell um deine emotionale Belastung geht. Deshalb ist es sinnvoll, dich darüber auf der Website oder am Telefon zu informieren.
Am leichtesten findest du eine Beratungsstelle in deiner Nähe über die Seite des Bundesverbands Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe “bff – Frauen gegen Gewalt e.V.”. Hier kannst du nicht nur nach Beratungsstellen in deiner Nähe suchen, sondern auch nach Beratungsschwerpunkten, verschiedenen Bedürfnissen von Barrierefreiheit und nach Sprache filtern. Die Beratungsschwerpunkte beinhalten auch spezielle Angebote für verschiedene Betroffenengruppen – unter anderem für trans* Personen, Menschen mit Behinderungen, Lesben, Senior*innen oder für Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrung.
Weitere Angebote für eine Beratung vor Ort findest du hier:
Telefonseelsorge vor Ort
Du findest Beratungsstellen aber auch über eine eigene Onlinesuche, bei der du deine Stadt oder Postleitzahl mit angibst.
Hier findest du Anlaufstellen, die auf psychische Probleme spezialisiert sind
Du kannst Anlaufstellen in deiner Nähe finden, indem du beim Info-Telefon Depression unter der Nummer 0800 3344533 anrufst. Das ist Montags, Dienstags und Donnerstags zwischen 13–17 Uhr und Mittwochs und Freitags zwischen 8.30–12.30 Uhr möglich.
Die Telefonseelsorge vor Ort ermöglicht dir, persönlich mit jemandem zu sprechen
Die Telefonseelsorge vor Ort bietet dir in vielen Städten die Möglichkeit, bei dir in der Nähe in eine Anlaufstelle zu gehen, wenn du dich belastet fühlst. Dort kannst du mit jemandem über deine Probleme sprechen – auch anonym, wenn du möchtest.
Unterstützung in einer Therapie bekommen
Eine Psychotherapie ist eine der wertvollsten Ressourcen, die dir bei emotionaler Belastung offenstehen. Es dauert aber meistens eine gewisse Zeit, bis du mit einer Therapie beginnen kannst. Wenn es für dich trotzdem möglich ist, dich jetzt um einen Therapieplatz zu kümmern, findest du in diesem Artikel eine Anleitung, wie das geht und Ressourcen, die dir dabei helfen können.
Bei schweren Belastungen kannst du dir auch kurzfristig therapeutische Unterstützung holen
Wenn es dir helfen würde, über die nächste Zeit therapeutisch begleitet zu werden, gibt es die Möglichkeit, eine Akutbehandlung zu erhalten. Psychotherapeut*innen bieten in dringenden Fällen eine so genannte Akutbehandlung an, die kurzfristig für Stabilität sorgen kann, damit du in dieser schwierigen Zeit nicht alleine bist.
Eine Akutbehandlung umfasst bis zu 24 Gesprächstermine à 25 Minuten, die auch als längere Sitzungen zusammengefasst werden können. Dieser Therapieansatz muss nicht erst über die Krankenkasse beantragt werden, sodass du nach einem ersten Gespräch direkt mit der Hilfe starten kannst. Um eine Therapeut*in zu finden, kannst du die Terminservicestellen der kassenärztlichen Vereinigungen anrufen, die dir sagen können, zu wem du für eine Ersteinschätzung gehen kannst. Diesen Termin kannst du in der Regel innerhalb von ein bis zwei Wochen bekommen.
Wenn die Therapeut*in in der Sprechstunde zur Ersteinschätzung erkennt, dass du eine Akutbehandlung benötigst, wird dir eine schriftliche Empfehlung ausgestellt. Mit dieser Empfehlung kannst du, wenn Termine frei sind, bei der gleichen Therapeut*in mit der Akutbehandlung beginnen. In den meisten Fällen wirst du aber eine Nummer erhalten, mit der du wieder bei den Terminservicestellen der kassenärztlichen Vereinigungen anrufst. Dort wird dir dann gesagt, bei welchen Therapeut*innen kurzfristig ein Platz frei ist.