Die folgenden Tipps sind Vorschläge dazu, wie du im Internet sicherer sein kannst. Bitte beachte, dass sie natürlich keine umfassende Beratung ersetzen können, weil jeder Fall unterschiedlich ist. Wenn du dir Sorgen über deine Sicherheit machst, würde ich dir empfehlen, dich auf dein Gefühl zu verlassen und dich zum Beispiel bei HateAid, einer Beratungsstelle für digitale Gewalt, beraten zu lassen. Online kannst du dir auch beim BSI, dem Bundesministerium für Sicherheit in der Informationstechnik, mehr Infos zu deinem persönlichen Fall suchen. Generelle Infos zur sicheren Nutzung von Computer, Tablet und Handy findest du auf dieser Seite des BSI.
Wie du deine Privatsphäre im Internet schützt, wenn du dich bedroht fühlst
Wenn eine Person versucht, dich zu kontrollieren oder dir Schaden zuzufügen, könnte sie versuchen, dich digital zu überwachen. Das kann zum Beispiel durch so genannte Spyware geschehen, die auf deinem Gerät installiert wird (dazu unten mehr), oder durch Überwachung deines Internetverkehrs. Häufig sind dies Menschen, die dir nahestehen, wie z. B. ein Ex-Partner oder jemand, der dich stalkt. In seltenen Fällen könnte jemand auch versuchen, sich in dein Gerät zu hacken, obwohl dies oft schwierig ist und Fachwissen erfordert.
Es gibt jedoch Wege, deine Internetaktivitäten besser zu schützen. Hier sind einige Tipps, wie du deine Privatsphäre sicherer gestalten kannst:
1. Verwende den Tor-Browser
Der Tor-Browser ist ein spezieller Internetbrowser, der deine IP-Adresse (das ist die Kennung deines Geräts im Internet) verschleiert und deine Aktivitäten anonymisiert. Wenn du den Tor-Browser benutzt, wird dein Internetverkehr durch mehrere Server geleitet, was es sehr schwer macht, deine Identität oder deinen Standort zu ermitteln. Der Tor-Browser ist standardmäßig so eingestellt, dass er deine Privatsphäre maximal schützt. Du kannst ihn hier herunterladen: Tor Project.
Achte aber darauf, dass eine Person, die dich überwacht, misstrauisch werden könnte, wenn sie sieht, dass du den Tor-Browser benutzt, weil er oft mit dem Wunsch nach erhöhter Anonymität in Verbindung gebracht wird. Es ist wichtig, dass du den Browser diskret benutzt und eine plausible Erklärung hast, falls du gefragt wirst, warum du ihn verwendest. Du kannst dann zum Beispiel sagen, dass du ihn für mehr Datenschutz nutzt.
2. Nutze ein Vitruelles Privates Netzwerk (VPN)
Ein VPN ist ein Programm, das deine Internetverbindung verschlüsselt und deine IP-Adresse verschleiert, sodass Dritte nicht so leicht sehen können, welche Websites du besuchst. Dies kann besonders nützlich sein, wenn du in einem unsicheren Netzwerk (wie z.B. einem öffentlichen WLAN) unterwegs bist. VPNs bieten dir zusätzlichen Schutz, egal welchen Browser du benutzt. Ein kostenloses und vertrauenswürdiges VPN ist ProtonVPN, das du hier herunterladen kannst.
Auch hier gilt, dass eine Person Verdacht schöpfen könnte, die bemerkt, dass du ein VPN benutzt. Falls du in einer gefährlichen Situation bist, überlege dir eine harmlose Erklärung, warum du ein VPN verwendest. Zum Beispiel: „Ich möchte verhindern, dass meine Daten von Websites oder Anbietern gesammelt werden.“ Oder: „Ich schaue Serien, die in Deutschland normalerweise nicht verfügbar sind.“
3. Aktualisiere regelmäßig deine Geräte
Betriebssysteme und Apps bekommen regelmäßig Sicherheitsupdates, die dich vor neuen Bedrohungen schützen. Diese solltest du immer direkt – oder am besten – automatisch installieren.
4. Nutze starke Passwörter
Verwende komplexe Passwörter und ändere sie regelmäßig. Falls möglich, nutze eine Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA).
Wie du im Internet nach Hilfe suchen kannst, ohne dass es jemand mitbekommt
Es kann sein, dass du keine Privatsphäre hast, was die Benutzung von Handy, Tablet oder Computer angeht. Zum Beispiel, weil es ein mit einer anderen Person geteiltes Gerät ist oder die Person, die gefährlich für dich sein kann, Zugriff auf dein Smartphone hat. Wenn du dir nicht sicher bist, dass dein Gerät sicher ist, versuche lieber, das Gerät einer befreundeten Person oder den PC im Internetcafé oder der Bücherei zu benutzen. Es gibt aber trotzdem Wege, wie du ein geteiltes oder kontrolliertes Handy, Laptop oder Tablet benutzen kannst, um im Internet nach Informationen und Hilfe zu suchen. Die stelle ich dir hier vor:
- Browserverlauf löschen:
Alles, was du dir im Internet anschaust, wird von deinem Internetbrowser, zum Beispiel Mozilla Firefox, Safari oder Google Chrome, in einem Verlauf gespeichert, damit du später wieder darauf zugreifen kannst. Eine Person, die dich kontrollieren möchte oder die das gleiche Gerät wie du benutzt, kann diesen Verlauf nutzen, um zu schauen, was du im Internet so machst. Du kannst diesen Browserverlauf aber ganz einfach löschen. Hier findest du eine einfache Anleitung. Wenn nötig, pass dabei auf, dass du nicht den kompletten Verlauf löschst, sondern nur die relevanten Webseiten, damit es nicht verdächtig wirkt. - Browsing-Daten mit Cookies löschen und Inkognito-Modus nutzen:
Den Browserverlauf zu löschen, löscht aber nicht die so genannten Cookies. Cookies sind kleine Dateien, die Webseiten im Browser hinterlassen. Cookies speichern zum Beispiel Produkte im Warenkorb eines Onlineshops auch nach dem Verlassen der Webseite für spätere Besuche. Wenn du zum Beispiel auf Amazon nach Büchern über Gewalt suchst, kann es deshalb passieren, dass dir später Werbung zum Thema auf anderen Seiten angezeigt wird. Deine Suche bleibt also nicht wirklich geheim. Der Inkognito-Modus, also ein privates Fenster, verhindert das Speichern von Cookies, eingegebenen Formulardaten und das Speichern des Browserverlaufs. So kann deine Suche nicht mehr nachverfolgt werden. Wenn du nicht daran gedacht hast, inkognito zu surfen, kannst du auch im Nachhinein sämtliche Browsing-Dateien löschen, die den Verlauf, Formulardaten und Cookies einschließen. Hier findest du eine einfache Anleitung. Auf dem Smartphone kannst du außerdem die mobile Version des Browsers DuckDuckGo installieren, den man so einstellen kann, dass beim Verlassen der App oder alle 5 Minuten alle Tabs und Browsingdaten automatisch gelöscht werden. - Suchverläufe löschen:
Deine Suchverläufe werden aber nicht nur im Internetbrowser gespeichert. Wenn man auf die Suchzeile von Apps klickt, zum Beispiel von Netflix oder einer Podcast-App, dann werden vergangene Suchen ebenfalls angezeigt. Auch im App-Store oder im Google-Play-Store kann man sehen, welche Apps heruntergeladen wurden, selbst wenn du sie anschließend gelöscht hast. Wenn die gleiche Apple-ID oder das gleiche Google-Konto auf mehreren Geräten gleichzeitig angemeldet ist, kann auf allen Geräten der Account aufgerufen werden. Pass darauf in Zukunft auf, wenn du dein Gerät benutzt und lösche in den Programmen oder bei den Apps, die du nutzt, den Verlauf oder einzelne Suchen.
Wenn du sichergehen willst, dass deine E-Mails sicher sind
- Wenn du befürchtest oder weißt, dass eine andere Person dein E-Mail-Passwort kennt, dann kannst du es in den Account-Einstellungen ändern.
- Lösche frühere E-Mails und auch die Kontakte, von denen eine andere Person nichts erfahren sollte.
- Geh sicher, dass du die sogenannte Zwei-Faktor-Authentifizierung deines E-Mail-Anbieters benutzt, bei der man neben dem Passwort als erstem Sicherheitsfaktor auch einen zweiten Sicherheitsfaktor braucht, um sich einzuloggen. Das kann zum Beispiel eine Bestätigung des Logins am Smartphone sein.
- Wenn du dir Sorgen machst, dass jemand deine E-Mails abfangen könnte oder deine normale E-Mail-Adresse nicht für bestimmte Nachrichten nutzen möchtest, kannst du dir bei Anbietern wie Protonmail kostenlos einen E-Mail-Account einrichten, bei dem deine E-Mails zusätzlich verschlüsselt werden. Binde diese E-Mails dann natürlich nicht in dein E-Mail-Programm ein, sodass sie nicht in deinem Postfach auftauchen oder am Bildschirm Notifications erscheinen.
Was du zu Social Media beachten solltest
Social Media Accounts sicher zu nutzen, ist wichtig, wenn du dir um deine Sicherheit Sorgen machst. Hier findest du ein paar der wichtigsten Tipps, aber sie sind nur ein grober Überblick. Mehr Informationen kannst du zum Beispiel in diesem Artikel von bff und in diesem Artikel von HateAid finden.
- Verwende nie das gleiche Passwort für verschiedene Social-Media-Accounts oder Internetseiten und geh sicher, dass du starke Passwörter benutzt. Schreib sie dir niemals einfach so irgendwo auf, sondern nutze eine sichere Passwortverwaltung.
- In den Einstellungen von vielen Apps kannst du dein Profil auf privat stellen, sodass du festlegen kannst, wer es sehen darf. Wenn du trotzdem vermutest, dass jemand Zugriff auf deine Social-Media-Profile hat und zum Beispiel deine Chats mit Freund*innen mitlesen kann, lösch am besten die Chats.
- Geh in deinen Social Media Accounts in die Privatsphäre-Einstellungen und überprüfe, dass alles sicher ist.
- Verwende so wenig wie möglich die Option, deinen Standort zu nutzen oder mitzuteilen. Das ist vor allem bei Fotos wichtig, weil deine Fotos Anderen sonst verraten könnten, wo du dich zum Zeitpunkt der Aufnahme aufgehalten hast.
Wenn du überprüfen willst, dass auf deinem Smartphone oder Laptop keine Spionage-Software installiert ist
Wenn du vermutest, dass auf deinem Smartphone, Tablet oder Computer so genannte Spyware installiert wurde, um dich auszuspionieren, ist es wichtig, schnell zu handeln. Spyware kann deine Aktivitäten überwachen, Nachrichten abfangen und deine persönlichen Informationen gefährden. Zu den Daten, die jemand über Spionage-Software bekommen kann, gehören zum Beispiel auch Tastenanschläge – also was du über die Tastatur eingibst. So kann jemand auch deine Passwörter oder Internetsuchen herausfinden. Es ist sogar möglich, dass jemand dein Gerät steuert und zum Beispiel deine Daten verändert oder löscht oder auf deine Kamera zugreifen kann.
Um Spyware zu installieren, muss eine Person nicht einmal direkten Zugang auf deine Geräte haben. Das ist zwar nicht ganz einfach, aber kommt leider bei Menschen, die extreme Kontrolle über andere ausüben wollen, immer häufiger vor.
Hier erfährst du, wie du prüfen kannst, ob Spyware auf deinem Gerät installiert ist und was du tun kannst, wenn das der Fall ist:
- Geh vorsichtig vor
Falls du dich in einer gefährlichen Situation befindest, überlege als Erstes, wann und wie du dein Gerät überprüfst, damit die Person nicht merkt, dass du misstrauisch bist. - Überprüfe deinen Akku- und Datenverbrauch
Achte auf ungewöhnlichen Akkuverbrauch oder Datenverbrauch. Spyware läuft oft im Hintergrund und kann den Akku schneller entladen oder ungewollt viele Daten verbrauchen. Wenn dein verbrauchtes Datenvolumen oder deine Handy-Rechnung ungewöhnlich hoch sind, kann das zum Beispiel ein Zeichen für Spyware sein. Viele Smartphones zeigen dir den Datenverbrauch einzelner Apps an. Überprüfe, ob unbekannte oder verdächtige Apps dabei auftauchen.
Wenn dein Gerät plötzlich langsamer geworden ist, abstürzt oder ungewöhnlich warm wird, könnte dies ein Hinweis auf Spyware sein. - Prüfe, ob du unbekannte Apps oder Programme finden kannst
Geh durch deine installierten Apps und Programme und überprüfe, ob dir etwas Unbekanntes auffällt. Einige Spyware-Programme tarnen sich als legitime Apps oder Tools. Apps, die du nicht installiert hast und die ungewöhnlich klingen, sollten dein Misstrauen wecken. - Nutze Antiviren-Software
Wenn du ein Smartphone von Android nutzt, lad dir seriöse Antiviren- oder Anti-Spyware-Programme herunter und lass damit einen vollständigen Scan deines Geräts durchführen. Seriös ist zum Beispiel Malwarebytes Mobile Security.
Wenn du ein iPhone, also iOS, nutzt, ist es schwieriger, diese auf Spyware zu überprüfen, da das System stärker geschlossen ist. Such nach deine Geräte nach unautorisierten Konfigurationsprofilen oder Jailbreak-Anzeichen durch.
Für Computer kannst du zum Beispiel Avast Free Antivirus nutzen. - Suche unbekannte Geräte oder Verbindungen
Prüfe auf deinem Router oder in den Netzwerkeinstellungen deines Geräts, ob unbekannte Geräte oder Verbindungen auftauchen, die du nicht kennst. - Informiere dich über Abhör-Software
Wenn du befürchtest, dass dein Telefon abgehört werden könnte und du beim Telefonieren zum Beispiel ungewöhnliche Geräusche hörst, lies dir mehr zum Thema Abhören durch.
Was du tun kannst, wenn du Spyware gefunden hast oder sie vermutest:
- Lösche nichts sofort
Lösche die verdächtige App nicht sofort, wenn du dich in einer gefährlichen Lage befindest. Eine direkte Löschung könnte den Täter alarmieren. Dokumentiere durch Screenshots oder Aufnahmen, was du findest, damit du es später gegebenenfalls als Beweis nutzen kannst. Erstelle stattdessen ein Backup aller wichtigen Informationen auf einem sicheren Gerät. Das kann zum Beispiel der Computer einer vertrauenswürdigen Person sein. Dabei musst du natürlich darauf achten, keine Spyware oder Malware auf den anderen Computer zu übertragen. - Sichere deine Daten
Ändere deine Passwörter von einem sicheren Gerät aus und deaktiviere die automatische Synchronisation auf deinem möglicherweise kompromittierten Gerät. - Setz dein Gerät zurück
In besonders schweren Fällen kann es nötig sein, dein Gerät auf die Werkseinstellungen zurückzusetzen. Dies entfernt alle installierten Apps und Software – auch die Spyware. Beachte jedoch, dass du danach alle wichtigen Daten neu installieren musst. - Hol dir Hilfe
Wende dich an eine Beratungsstelle, die dir weiterhelfen kann. HateAid ist speziell auf die Unterstützung bei digitaler Gewalt spezialisiert. - Kauf dir im Zweifel neue Geräte oder Sim-Karten
In besonders ernsten Fällen kann es notwendig sein, ein neues Gerät zu benutzen oder die SIM-Karte zu wechseln, um dich vor weiterer Überwachung zu schützen.
Hier findest du einen guten Artikel auf Englisch, der dir ebenfalls weiterhelfen kann.
Wenn du dir über dein Handy oder Festnetz keine Hilfe suchen kannst, weil deine Handyrechnung möglicherweise kontrolliert wird
Wenn ihr zusammenlebt, kann es sein, dass die Person, die dich kontrolliert oder gefährlich für dich ist, deine Handyrechnung kontrolliert. Wenn du ganz sicher gehen möchtest, dass Anrufe mit befreundeten Personen, Menschen, die dich unterstützen, mit Beratungsstellen oder anderen Kontakten nicht gefunden werden können, kannst du dir für ein paar Euro eine zweite SIM-Karte kaufen. Wenn du deine SIM-Karte nicht austauschen kannst, weil du immer erreichbar sein musst oder weil das mit deinem Handy einfach nicht geht, leg dir möglicherweise ein zweites, altes Handy zu. Achte dann nur darauf, dass es nicht von der Person gefunden werden kann, die dir Sorgen macht. Wenn das nicht möglich ist, kannst du vielleicht auch eine Vertrauensperson bitten, ihr Handy zu benutzen, um die nötigen Anrufe zu machen.