Bedrohung, Tracking & Co.

Wenn du von jemandem verfolgt, gestalkt, getrackt oder bedroht wirst

Wenn dich jemand stalkt oder kontrollieren will, kann es sein, dass die Person versucht, dich zu orten, z.B. über dein Handy. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten. Zum Beispiel kann sogenannte Tracking Software auf deinem Handy installiert werden, ohne dass du es merkst. Oder es kann ein GPS-Tracker an deinem Fahrrad, Auto, im Innenfutter deiner Handtasche oder an anderen Dingen befestigt werden, die sich mit dir bewegen. Ein GPS-Tracker kann so klein sein wie eine Münze, als Aufkleber befestigt werden und kann einfach im Internet für wenige Euro gekauft werden. Vielleicht hast du selber einen GPS-Tracker wie ein Apple AirTag?

Wenn du dir nicht sicher bist, ob du dich sicher und frei bewegen kannst, ohne dass eine andere Person davon erfahren könnte, kannst du folgende Dinge tun:

  • Durchsuche Dinge, die Hohlräume haben wie eine Tasche oder eine Jacke nach merkwürdig festen Teilen. Wenn du einen Tracker findest, lass ihn dort, wo er ist, um die Person, die dich stalkt, nicht misstrauisch zu machen. Zieh dann bei Terminen, von denen die Person nichts erfahren darf, eine Jacke an, die du sonst nie trägst und nimm eine Tasche mit, die auch ungewöhnlich ist für dich, damit du dir sicher sein kannst, dass darin keine Tracker vorhanden sind.

  • Du kannst dein Handy auf Flugzeug-Modus stellen, um nicht geortet werden zu können. Dann hat dein Handy keine Netzwerkverbindung und sendet keine Daten aus. Du kannst es auch ausschalten oder, wenn das bei deinem Handy noch möglich ist, den Akku entfernen. Dann könnte selbst Spionage-Software keine Daten weitergeben. Allerdings kann der Person auffallen, dass dein Handy nicht ortbar ist.

  • Wenn du denkst, dass dein Auto oder Fahrrad geortet werden könnte: nimm zu Terminen wie bei Beratungsstellen, von denen niemand etwas mitbekommen soll, öffentliche Verkehrsmittel oder lass dich von einer Vertrauensperson fahren. Oder du lässt dein Auto oder Fahrrad an einem Ort in der Nähe eines Termins stehen, der nicht auffällig wäre.

  • Wenn du dir nicht sicher bist, ob du über dein Handy gefunden werden kannst, kannst du es zuhause oder auf der Arbeit liegen lassen, während du zu einer Beratungsstelle oder einer helfenden Person gehst.

  • Wenn diese Optionen nicht möglich sind, kannst du auch eine Person fragen, der du vertraust, ob sie einen Termin wie bei einer Beratungsstelle für dich wahrnehmen kann und dich dabei anruft, wenn das möglich ist. Jede Person, die in einer Beratungsstelle arbeitet, wird das verstehen. Natürlich gibt es auch Beratungsangebote, für die es gar nicht nötig ist, vor Ort zu erscheinen, sondern die über Telefon oder Chat geführt werden können.

Was du tun kannst, wenn du gestalkt wirst

Egal, ob es um eine Person geht, die dir gegenüber mal gewalttätig war, mit der du mal zusammen warst, oder eine fremde Person, die dich stalkt: Es gibt einige Dinge die du tun kannst, um für deine Sicherheit zu sorgen.

  • Falls du es bisher noch nicht getan hast, sag der Person ein Mal ganz deutlich, dass du keinen Kontakt möchtest. Sprich danach nicht noch einmal ihr und reagiere nicht auf Kontaktversuche. 
Am besten dokumentierst du diesen Kontaktabbruch, damit du gegebenenfalls bei zukünftigen Kontaktversuchen oder Grenzüberschreitungen klar zeigen kannst, dass du dies ausdrücklich als unerwünscht kommuniziert hast. Sei konsequent und ignoriere jeden Versuch der Person, Kontakt aufzunehmen. Geh nicht ans Telefon, beantworte keine Nachrichten. Triff dich nicht mit der Person, zu der du keinen Kontakt haben willst – vor allem nicht allein.

  • Du solltest die Person auf jeglichen sozialen Plattformen blockieren, ebenso ihre Handynummer und E-Mail-Adresse.

  • Grundsätzlich gilt: dokumentiere alles. Wenn es einen Vorfall gibt, zum Beispiel, wenn die stalkende Person dir folgt oder versucht Kontakt aufzunehmen, kannst du das sicher in der NOSTALK-App des Weißen Rings dokumentieren, die kostenlos ist und mit der du deinen Fall dokumentieren kannst.

  • Hol dir psychologische und juristische Unterstützung, zum Beispiel kostenlos beim Weißen Ring.

  • Erzähle möglichst vielen Leuten davon, zum Beispiel Freund*innen, Bekannten, Familie und Nachbar*innen. Wenn du das Verhalten der stalkenden Person öffentlich machst, hat das eine abschreckende Wirkung. Dabei ist es aber wichtig darauf zu achten, dass du wirklich nur Fakten erzählst, damit du dich nicht zum Beispiel wegen Beleidigung strafbar machst.

  • Lass die Leute, die dir nahestehen wissen, wie sie dich am besten unterstützen können und was sie besser nicht tun sollten. Zum Beispiel, dass sie nicht auf die stalkende Person zugehen in dem Glauben, dich zu verteidigen, und dabei die Situation eskalieren. Wenn du denkst, dass jemand aggressiv auf die stalkende Person reagieren und die Situation für dich noch schlimmer machen könnte, vertrau auf dein Gefühl. Vielleicht kannst du erklären, weshalb nicht zu reagieren besser ist.

  • Wenn du deine Arbeitgeber*in und deine Kolleg*innen als vertrauenswürdig einschätzt, dann lass auch sie wissen, dass du gestalkt wirst. Das kann helfen, wenn du Angst hast, dass die stalkende Person auf deiner Arbeit auftaucht. Wenn du dir nicht sicher bist, ob diese Info auf der Arbeit so behandelt werden würde, dass es für dich richtig ist, kannst du dich dazu ebenfalls vom Weißen Ring beraten lassen.

  • Lass im Zweifel bei der Polizei ein Protokoll des Vorfalls aufnehmen. Die Polizist*innen können dich auch über weitere Schutzvorkehrungen informieren. Wenn die stalkende Person gewalttätig wird, geh zum Arzt und lass dir unbedingt ein ärztliches Attest über die Verletzung ausstellen.

  • Es gibt Gesetze dazu, was unter Stalking fällt und die Betroffene vor Stalking schützen sollen. Denn Stalking ist als “Nachstellen” ein Straftatbestand. Abgesehen vom Stalking an sich kannst du auch verschiedene Vorfälle, die im Zusammenhang mit dem Stalking passieren, anzeigen. Zum Beispiel kannst du wegen Beleidigung, Bedrohung oder Körperverletzung Anzeige erstatten.

Wie du dich verhalten kannst, wenn du einer Person, vor der du Angst hast, in der Öffentlichkeit begegnest

Wenn du einer Person, die dir Angst macht oder die dir gegenüber sogar schon mal gewalttätig war, in der Öffentlichkeit begegnest, solltest du unbedingt auf dein Bauchgefühl hören. Auch, wenn du nicht sicher bist, ob es Zufall ist, dass ihr euch begegnet, ob sie dich wirklich verfolgt oder ob du überhaupt Angst haben darfst. Es ist ganz einfach: ja, darfst du.

Es wird vielen Leuten immer wieder gesagt, dass sie sich nicht so aufregen sollen, dass es doch halb so schlimm ist, oder es wird auf andere Weise dafür gesorgt, dass sich viele Menschen nicht trauen, auf ihr Bauchgefühl zu hören. Wenn dir dein Bauchgefühl sagt, dass etwas nicht stimmt, ist das ein großartiger Schutz, dem du dankbar sein kannst. Denn es ist besser, einmal unnötig “überreagiert” zu haben, als sich einer beängstigenden oder gefährlichen Situation auszusetzen.

Wenn du also eine Person siehst, die dir Angst macht, solltest du als erstes möglichst viel Öffentlichkeit suchen, denn wenn du nicht allein bist, kann sich die Person dir nicht so einfach nähern. Sprich, wenn möglich, direkt andere Leute um dich herum an. Am besten funktioniert es, ganz offen zu sein: “Bitte helfen Sie mir, ich glaube, ich werde verfolgt und habe Angst.” Wenn das nicht geht, weil du beobachtet wirst, kannst du auch eine Person ansprechen, als würdest du dich freuen, sie wiederzusehen. Zum Beispiel, indem du sagst “Hallo, Frau Meier, wie geht es ihrer Tochter?” oder “Onkel Janosch, was machst du denn hier?”. Wenn du deine Angst mit deinem Blick zeigst, werden die meisten Menschen instinktiv aufmerksam. Dann kannst du zum Beispiel vorschlagen, gemeinsam ein Stück zu gehen, als würdet ihr euch aus der Nachbarschaft kennen.

Als nächstes solltest du die Person bitten, bei dir zu bleiben, während du die Polizei anrufst. Du kannst natürlich auch jemanden bitten, das für dich zu übernehmen. Wenn die Polizei nicht kommen soll, ist es am besten, wenn du von jemandem nach Hause begleitet wirst.

Wenn die Person nicht bei dir bleiben kann, bitte sie, dich in ein Geschäft zu begleiten, in dem du warten kannst. Grundsätzlich ist es gut, in irgendein Geschäft, ein Lokal oder einen Supermarkt in der Nähe zu gehen und die Mitarbeitenden zu bitten, dir zu helfen. Mitarbeitende sind oft bereit, dich zu unterstützen, weil sie nirgends anders hin müssen und meist Ärger an ihrem Arbeitsplatz vermeiden wollen. Du kannst sie deshalb auf jeden Fall bitten, eine Vertrauensperson oder die Polizei anzurufen. Du kannst auch andere Menschen im Laden ansprechen. Vielleicht ist es sogar möglich, das Geschäft durch einen Hinterausgang zu verlassen, falls die Person, die dir Angst macht, vor der Tür auf dich wartet.

Wenn keine Menschen in deiner Umgebung sind und es kein Geschäft, Tankstelle, Restaurant oder Kneipe in deiner Nähe gibt, die geöffnet sind, kannst du in öffentliche Transportmittel einsteigen und im Notfall das Personal ansprechen. Wenn es keinen abgeschlossenen Bereich gibt, an dem du dir Distanz zu der Person verschaffen kannst, ist es das nächstbeste, in einen Bereich zu gehen, der mit Überwachungskameras gefilmt wird, zum Beispiel den Vorraum einer Bank, einen Parkplatz vor einem Supermarkteingang oder anderen öffentlichen Ort. Selbst Bankautomaten werden per Kamera überwacht. An Bahnsteigen, in Aufzügen und anderen Orten gibt es außerdem Notrufsäulen oder Notfallknöpfe. Wenn du dort den Notfallkontakt auslöst, meldet sich umgehend jemand und dir wird Hilfe geschickt. Du kannst außerdem die Nora-App benutzen, die einen Notruf aussendet.

Wenn all das keine Option ist, ruf eine Person an, die dir am Telefon Beistand leisten kann und bitte sie, die Situation als Zeug*in zu dokumentieren. Du kannst notfalls auch eine Sprach- oder Videoaufnahme machen oder jemandem auf die Mailbox sprechen. Versteck dein Handy dabei, wenn nötig, in der Jackentasche. Wenn du das Gefühl hast, es könnte die Person abschrecken, sich dir zu nähern, kannst du sie auch ganz offen filmen. Dabei solltest du unbedingt auf dein Bauchgefühl hören, weil es einige Menschen auch aggressiv machen kann.

Wenn du in einem Club, einer Bar oder einer Kneipe bist, kannst du versuchen, allein auf die Toilette zu gehen, ohne dass dich die Person sieht, die dir Angst macht, und dort andere Menschen um Hilfe bitten. Frag sie danach, was du gerade für richtig hältst. Ob sie dich zum Beispiel nach draußen begleiten können, dir ein Taxi rufen oder die Polizei holen, einfach bei dir bleiben, Personal holen oder die Person ablenken, bis du dich an ihr vorbei schleichen kannst. In jedem Fall kannst du auch hier die Mitarbeitenden ansprechen, die solche Situationen vermutlich schon häufiger erlebt haben und deshalb meist sehr hilfsbereit sind.

Hier findest du Support

  • HateAid ist auf digitale Gewalt spezialisiert und kann dir sowohl online als auch am Telefon helfen

  • Der Weiße Ring berät Opfer von Straftaten und kennt sich gut mit Stalking und Bedrohung aus. Hier findest du online und am Telefon Hilfe

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